Warum nur?

Häufig beobachte ich andere Hunde-Mensch-Teams aus der Ferne und stellte mir sehr oft nachdenklich und traurig die Frage: warum nur?
Heute möchte ich meine Gedanken für einmal festhalten und vielleicht den einen oder anderen Leser etwas zum Nachdenken animieren und sich selber einmal die Frage zu stellen: „ warum nur?“.

warum nur?
sind wir ständig getrieben von einem fixen Zeitplan, dem ständigen Ticken der Uhr im Hinterkopf?
Laufen wir, wie mit einem Marschbefehl ausgestattet unsere geplanten Strecken und Kilometer ab, damit der Hund möglichst viel und ausreichend Bewegung hat?
Warum drosseln wir nicht einfach mal unser Tempo, bleiben gar einmal stehen, hören, sehen und riechen etwas genauer hin? Geben unserem Hund die Zeit, um endlich einmal in aller Ruhe zu schnüffeln, hören, schauen und geniessen zu können. Warum gehen wir nicht einfach mal mit unserem
Hund in seine Richtung, auch wenn diese Strecke nicht unserem Plan entspricht?

warum nur?
beschäftigen wir uns während des Laufens meist mit allem möglichem anderen, nur nicht mit unserem Hund? Wir schauen auf’s Handy, sind am Telefonieren oder so in ein Gespräch vertieft, dass wir nicht ansatzweise mitbekommen, was unseren vierbeinigen Freund, genau in diesem Moment beschäftig.
Wir lieben unsere Hunde und doch sind wir so oft, so wenig und wirklich ehrlich daran interessiert, was sie tatsächlich bewegt.

warum nur?
Erwarten wir dann im Gegenzug von unseren Hunden überall und in jeder Lebenslage vollste Aufmerksamkeit? Wir erwarten absolute Teamarbeit und einen tadellosen Gehorsam, präzise Ausführungen der jeweiligen Kommandos und so vieles mehr.

warum nur?
sind wir noch immer im Glauben unsere Hunde mit Strenge und Konsequenz führen zu müssen, da sie uns sonst entgleiten, sich uns wiedersetzten und die Weltherrschaft übernehmen werden?

Tun sie das wirklich?!

Fühlen wir uns in einer sicheren, liebevollen und freundschaftlichen Partnerschaft, in der unsere Bedürfnisse, Persönlichkeit und unsere eigene Meinung ernst genommen und respektiert wird, nicht auch gleich viel besser? Fällt es uns nicht viel leichter, gerade in einer harmonischen und entspannten Atmosphäre auch einmal einen Kompromiss einzugehen?

warum nur?
sind wir so besessen davon unsere Hunde ständig dirigieren, kommandieren und kontrollieren zu müssen? Warum können wir nicht einfach einmal ausatmen, die Gemeinsamkeit, die Freundschaft
und die gemeinsame Zeit geniessen? Warum können wir unsere Hunde nicht einfach in diesen Dingen bestärken, die sie wirklich toll können und in schwierigeren Situationen für sie da sein, Hilfe und
Unterstützung anbieten, dort wo sie benötigt wird?

warum nur?
fühlen wir uns in der heutigen Zeit gezwungen, alles was nicht der Norm entspricht, umzuformen, abzustellen und wegzutrainieren? Warum sind wir nicht mehr in der Lage nach unserem Bauchgefühl und unserem Herz zu agieren?

Es würde so vieles leichter machen....

warum nur?
bieten wir unseren Hunden nicht all das, was wir von Ihnen doch so als ganz selbstverständlich ansehen und erwarten?
Unsere volle und ungeteilte Aufmerksamkeit, unser ehrliches Interesse für die Welt unserer Hunde?
Erfreuen uns nicht einfach darüber, dass sie bei uns sind und nehmen sie ganz einfach so an, wie sie wirklich sind?
Lieben sie genau so wie sie eben sind, mit ihren ganz eigenen und einzigartigen Persönlichkeiten.
Sie tun dasselbe nämlich mit uns...ohne jemals zu hinterfragen oder zu werten.

warum nur?
kehren wir nicht wieder zu mehr Leichtigkeit, Empathie, Humor und Lebensfreude zurück und nehmen uns diese tägliche Auszeit, in der wir mit unseren Hunden unterwegs sind als ein Geschenk an?
Entfliehen dem hektischen Alltag und tauchen einfach ein, in die Welt unserer Hunde!
Hören wieder die Vögel singen, nehmen uns die Zeit um einfach mal ins hohe Gras zu sitzen und die Natur zu spüren.

Lassen uns von unseren Hunden verzaubern, die spannendsten Sachen zeigen und leben für einen Moment nur im Hier und Jetzt.
Es könnte so schön und einfach sein... das Leben mit Hund...fernab von Trainingsplänen, sturen
Regeln und Drill.

warum nur, probierst Du es nicht einfach einmal aus?

Sonja Steiner