"Der will nur spielen" und weiterer Schwachsinn
(das Wort zum Stephanstag)

 
 
Lange war es still um uns. Ich habe mir angewöhnt, mich ausschliesslich auf unseren eigenen Weg zu konzentrieren und alles, was um uns herum abläuft, gekonnt auszublenden. In erster Linie wollte ich mich nicht auf jedem Spaziergang ärgern und zum anderen musste ich einfach einsehen "du kannst sie nicht alle retten".
Heute waren aber zu viele Umstände und Situationen, die mich wieder einmal veranlasst haben, kräftig in die Tasten zu hauen.
Zum Wohle unserer Hunde!
Ich bin heute Morgen mit meinen Hunden, wie gewöhnlich, entspannt und gemütlich unterwegs. Angekommen an einer Wegkreuzung bleibt Pipo stehen und ich erkenne bereits an seiner Körperhaltung, dass da ein vierbeiniger Kamerad nicht weit sein konnte. Auf ein freundliches "wir warten", leine ich meine Hunde an und bemerke um die Ecke ein Paar mit Rottweiler an der Leine.
Ich konnte deutlich und von Weitem erkennen, dass die Zweibeiner mit dieser Situation ganz offensichtlich mehr als überfordert waren.
So gingen wir ein Stück zurück in die Wiese um Raum zu schaffen, damit sie uns mit genügend Abstand kreuzen können.
Dann passierte das, was ich keinem wünsche, mich meine gute Kinderstube und die Ausbildung zur Hundetrainerin vergessen und mich nur noch als schützende Hundemama reagieren lassen.
Der Rottweiler schiesst auf uns zu und zieht, mit seinen ca. 45 kg, beide Hundehalter hinter sich her. Natürlich reagieren nun auch meine Zwerge mit wütendem Gebell auf diese unverschämte, schnelle und bedrohliche Annäherung.
Dass mein Herz in sekundenschnelle richtig Hose rutschte, muss ich hier wohl nicht extra erwähnen!
Der grosse Muskelprotz hatte schon die Lefzen oben, die Zähne deutlich sichtbar und seine Körpersprache war alles andere als freundlich. Ich konnte nur noch dafür sorgen, dass er keinen meiner beiden Hunde zu fassen bekam und tat dies sehr unschön und unprofessionell, in dem ich die beiden unsanft zur Seite riss. Hierbei erwähne ich gerne, dass auch Hundetrainer nur Menschen und weit weg von "perfekt" sind. Leider können sich das noch sehr viele nicht eingestehen und vermitteln Ihren Kunden das Gegenteil!
Das Wortgefecht welches sich anschliessend ergeben hat, erspare ich Ihnen liebend gerne. Da fiel aber unter anderem genau dieser eine Satz: "er wollte nur spielen"
Gerne noch einmal zum mitschreiben, für jene die es noch immer nicht wissen:
erwachsene Hunde spielen in der Regel nicht miteinander! Es sei denn, sie kennen sich sehr gut und finden sich äusserst nett und sympathisch. Dann kann es mal kurz zu einem ausgeglichenen Rennspiel kommen… das war’s dann aber auch schon. Punkt.
Dass was (leider) die meisten Zweibeiner noch immer als lustiges Spiel betrachten, hat nichts mit spielen zu tun. Das was unsere Hunde da tun, ist Konfliktbewältigung, Beschwichtigung und leider oft auch Mobbing, von Hunden die nie gelernt oder durch Menschenhand verlernt haben, artgerecht zu kommunizieren.
So viel zum Thema "der will nur spielen"…
Was mir heute einmal mehr wieder deutlich bewusst wurde, ist die Tatsache, dass man Hunde mit allen möglichen Mitteln versucht zu trainieren, motivieren, manipulieren und auch zu strafen.
Da wird geschrien, von "nein, aus, pfui, hier und komm" über Pfiffe mit diversen Pfeifen, in einer Lautstärke, man könnte meinen, alle Hunde leiden an einem Verlust ihres Gehöres. Es wird geschimpft und an der Leine geruckt, geblockt und korrigiert als gäbe es kein Morgen mehr.
Dann wäre da noch die Wurfkette, die noch immer bei allen möglichen "Fehlern" die der Hund begeht, einsetzt wird.
Solche Hilfsmittel gehören einfach verboten!!
Bitte vergessen Sie nicht: auch andere Schreckreize, wie die Wasserflasche oder Zischlaute sind eine Form von Gewalt, einfach in psychischer Form!
Meiner Meinung nach gehört es auch verboten (wird im Übrigen noch von vielen Hundeschulen so empfohlen), den Hund vor dem Training etwas hungern zu lassen, damit er dann für ein Leckerli auch artig mitmacht.
Ich frag mal so in die Runde: "geht man so mit einem Freund um?!"
Müssen Eure Gäste, wenn Sie zu Besuch kommen, erst einmal die Fenster putzen oder den Boden wischen, bevor sie in den Genuss des Schweinebratens oder der Sahnetorte kommen?
Bestimmt nicht!
Die Frage, die ich mir immer wieder stelle (oft auch genau jenen, oben beschriebenen Zweibeinern)
"macht das Spass?"
·       Macht das Spass, so spazieren zu gehen?
·       Macht das Spass, einen Kleineren, Schwächeren zu unterdrücken, anzuschreien, zu korrigieren und permanent formen und dressieren zu wollen?
·       Macht das Spass, in Augen zu schauen, die Angst haben, die unsicher sind… Augen die nicht verstehen können und nicht verstanden werden?
·       Macht das Spass, seinen Hund an einer 1,5m langen Leine spazieren zu führen und zu sehen, dass er gerne mal richtig laufen würde aber nicht darf?
·       Macht das Spass, vor dem Spaziergang gefühlte 20 Sachen einzupacken um den Hund auch halten und führen zu können?
·       Macht das Spass in sekundenschnelle entscheiden zu müssen, ob nun Belohnung A, Belohnung B oder gar der Jackpot angemessen für das gezeigte Verhalten des Hundes ist?
·       Macht es Spass, während des ganzen Spaziergangs darauf zu achten, dass man punktgenau das Markerwort platziert?

Mir explodiert fast der Kopf, bei den vielen Dingen, die da zu beachten wären, wenn man denn alles "richtig" machen wollte. Um den Hund so zu formen, wie man ihn gerne hätte. Eines weiss ich aber auf jeden Fall:

SPASS MACHT DAS MIT SICHERHEIT NICHT! NIEMALS! NEVER! EVER!
 
Liebe Hundemenschen
 
Lasst doch einfach einmal diesen ganzen Unsinn weg!
Schaut euch keine dieser selbsternannten Hundeprofis mehr im Fernseher an, die Euch sagen, wie Euer Hund bzw. der Hund zu sein hat.
Verlasst Euch einfach wieder mehr auf Euer Herz, auf Euer Bauchgefühl und den gesunden Menschenverstand.
Kehrt wieder zurück zu "normal". Zu Hund & Mensch als Freunde, als Team. Zu einem Miteinander, anstatt einem "ich bin der Chef" und einem Gegeneinander.
Schaut nicht immer, was Euer Hund alles falsch macht, was er alles (noch) nicht kann. Sind wir immer perfekt? NEIN, sind wir bei Weitem nicht! Erfreut euch an den Dingen, die Euer Hund super toll macht und kann. Sie sind alles einzigartige, liebenswerte und schlaue Persönlichkeiten und jeder hat seine Stärken und Schwächen. So wie wir auch.
Wenn Ihr Hund in gewissen Situationen unsicher oder nicht abrufbar ist, dann nehmen Sie ihn ganz einfach ein Stück an die Hand (Leine). So brauchen Sie keine Angst haben und ständig in Halbachtstellung zu sein. Auch brauchen Sie nicht alle 20 Sekunden zu rufen und pfeifen, weil Ihnen Ihr Hund zu weit weg erscheint.
 
Besinnen Sie sich wieder auf das Wesentliche!
Dazu brauchen Sie lediglich eine genügend lange Leine, Ihren tollen Hund und Ihr Herz. Erfreuen Sie sich an dieser einzigartigen Freundschaft. Für Ihren Hund sind Sie nämlich immer perfekt. Er nimmt Sie genau so, wie Sie sind. Er nimmt Sie mit all Ihren Launen, mit Ihren Fehlern, liebt Sie bedingungslos und ohne Wenn und Aber.
 
Tun Sie dies auch!
Wir sind es diesen wundervollen, herzerwärmenden und liebenswerten Lebewesen schuldig zuzuhören, hinzuhören und zu antworten. Beobachten Sie ihren Hund und versuchen Sie ihn zu verstehen. Bieten Sie ihm Hilfe an, wo er sie benötig und lassen ihm aber auch einmal etwas Luft zum Atmen.
 
Zum Schluss noch mein Lieblingszitat:
 
"der beste Weg, einen wahren Freund zu haben,
ist der, selbst einer zu sein" (Ralph Waldo Emerson)
 
 
herzlichst Sonja Steiner


die Sache mit der Freundschaft

FAIR statt fies... die Blogparade 


An den Wochenenden bin ich oft mit meinen Jungs etwas später auf unserer morgendlichen Runde im Dorf unterwegs. Wir treffen auf einige Artgenossen und deren Halter und was ich miterleben und mit ansehen musste, stellt mir immer wieder die Nackenhaare auf und treibt mir Tränen in die Augen.
Die wenigsten Hunde die wir antreffen, können Begegnungen ( wohlgemerkt auf der anderen Strassenseite ) souverän und ohne Stress meistern. Sie toben, springen in die Leine, bellen und kreischen und  werden gleichzeitig von ihren Besitzern beschimpft, korrigiert, in die Seite getreten und massiv an der Leine geruckt.
Es macht mich traurig zu sehen, wie grob und unfair mit dem Hund "dem besten Freund des Menschen" umgegangen wird.
Wir erwarten von unseren Hunden Freundschaft, Treue &  Zuverlässigkeit und benehmen uns im Gegenzug in einer, für den Hund scheinbar schwierigen Situation
( Hundebegegnung ) total daneben.
Es gibt unzählige Studien und Untersuchungen die belegen, dass Hunde beinahe die gleichen Gefühle besitzen, wie der Mensch. Angst, Unsicherheit, Trauer & Frustration sind nur einige davon.

Alleine mit dem  Wissen darum,  wären wir dann auch schon bei dem Thema Freundschaft....

Stellen Sie sich einmal folgende Situation vor:
Sie sind mit Freunden in den Bergen unterwegs und sollten nun, in eine winzig kleine Seilbahn einsteigen. Erstens haben Sie Platzangst und zweitens auch noch eine ausgeprägte Höhenangst. Alleine schon der Gedanke daran, dass Sie nun auch nur einen Fuss in diese wacklige Kabine setzen sollen, löst bei Ihnen einen Anflug von Panik aus. Sie schauen Sich verzweifelt um, ob es für Sie vielleicht eine andere Möglichkeit gäbe um auf diesen Berg zu kommen.
Ihre Freunde werden sehr schnell ungeduldig... denn sie wollen endlich los und können Ihr "Problem" nicht verstehen. Vielleicht reagieren Sie auf das Drängen Ihrer Freunde zunehmend gereizt, denn Sie fühlen sich immer mehr in die Enge getrieben. Nun fangen Ihre Freunde auch noch an, Sie zu beschimpfen oder sie machen sich über Sie lustig, ziehen an Ihrem Hemdärmel oder wollen Sie gar in die Kabine schubsen!
Wie fühlen Sie sich dabei? Fühlt sich das gut an? Denken Sie, dass Sie mit diesem Druck und Unverständnis jemals den Mut haben werden, ohne Angst und einem ungutem Gefühl in eine Seilbahn zu steigen?
Wünschten Sie sich nicht Freunde, welche Verständnis haben für Ihre Situation, Sie liebevoll an die Hand nehmen und vielleicht sogar schauen ob es noch einen anderen Weg gibt, auf den Berg zu gelangen?
Mit welchen Freunden werden Sie wohl das nächste Mal lieber zu einer Bergtour aufbrechen?

Eine Darstellung aus menschlicher Sicht aber genau so, fühlt es sich für Ihren Hund an!
Ich weiss aus eigener Erfahrung, dass es sich für den Hundehalter doof anfühlt wenn man einen Hund an der Leine hält, der sich so "unmöglich" benimmt. Es ist unter Umständen peinlich und man wird als unfähig betrachtet, weil man seinen Vierbeiner absolut nicht "im Griff" hat. Womöglich erhält man noch ungefragt gut gemeinte Ratschläge oder man wird beschimpft.

Somit komme ich wieder zurück zum Thema Freundschaft... Sie können sicher sein, dass Ihr vierbeiniger Freund immer einen Grund hat, weshalb er sich so verhält, wie er sich gerade eben verhält!


Seien Sie ihrem Hund ein richtiger, ehrlicher & verlässlicher Freund.

Versuchen Sie heraus zu finden, warum Ihr Hund in der jeweiligen Situation so reagiert, zeigen Sie Ihm, dass Sie Ihn halten und ihm beistehen und er sich darauf verlassen kann, dass Sie sein "Problem" wahrnehmen und verstehen. 

 

Eine wahre Freundschaft besteht aus gegenseitigem Vertrauen, Sicherheit, Liebe und Respekt. Das ist nicht nur bei uns Menschen so.

 

Ich wünsche mir von Herzen, dass irgendwann auch der letzte Mensch auf dieser Erde versteht, dass die Beziehung zwischen Hund und Mensch genau auf diesen Werten aufgebaut werden sollte. 

Ich wünsche mir Hunde und Menschen, die unbeschwert und glücklich zusammen unterwegs sein können, die einander blind vertrauen und täglich von und miteinander lernen.

Denn es könnte so einfach sein.... das Leben mit Hund und Mensch.

 

 

herzlichst 

Sonja Steiner